Ernährung ist ein wichtiges Thema, nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Lieblingsvierbeinern! Mittlerweile gibt es sooooo viele verschiedene Möglichkeiten, Weisheiten und Myhten, dass mir manchmal der Kopf schwirrt. Unter anderem hört man immer wieder von der Möglichkeit zu Barfen, weshalb ich den Rat einer echten Expertin auf diesem Gebiet gesucht habe um mehr darüber zu erfahren! Für Einsteiger und Neugierige hat Gabriele Tischler von der PfotenBar Düsseldorf hier mal die wichtigsten Punkte für uns zusammengetragen:
Barfen für Anfänger – was, wie, woher und überhaupt?
Barfen ist der neue Trend – fast jeder hat schon etwas davon gehört.
Aber was ist das überhaupt, wie geht das, wie fängt man an, was braucht man alles, was gilt es zu beachten?
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Was ist Barfen überhaupt?
BARF bedeutet „biologisch artgerechtes rohes Futter“. Dabei füttert man Fleisch, Knochen, Innereien, Rohfaser in etwa dem Verhältnis, wie es auch beim ganzen Beutetier besteht und das so, wie es die Natur vorsieht, nämlich roh, ungekocht.
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Woher weiß ich, was mein Hund/meine Katze braucht und wieviel, woher kommen die Vitamine und Mineralstoffe?
In ausgewogenen Barf-Rationen ist alles drin, was Hund oder Katze braucht. Knochen liefern wichtige Mineralien, Innereien wichtige Vitamine, Fleisch Proteine (Aminosäuren), Fette (Fettsäuren), Öle liefern Fettsäuren usw. Entgegen der häufigen Annahme sind Obst und/oder Gemüse für Hunde und Katzen keine Vitaminlieferanten, sondern dienen lediglich als Ersatz für Rohfaser, wenn wir keine kompletten Tiere füttern – Fell und unverdauliche Bestandteile werden damit ersetzt. Die geringe Menge an pflanzlicher Beikost liefert darüber hinaus auch wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, ist ansonsten aber nicht für die Vitamin- und Mineralstoffversorgung wichtig.
Interessant und empfehlenswert sind unter anderem die Bücher:
Für Hunde: BARF von Swanie Simon *sowie Das Barf-Buch von Nadine Wolf*
Für Katzen: Einfach Barf von Doreen Fiedler*und Natural Cat Food Susanne Reinerth*
In diesen Büchern erfährt man soweit alles Wichtige und Wissenswerte rund ums Barfen, Nährwerten verschiedener Bestandteile, Nährstoffbedarf von Hund und Katze und vieles mehr – übersichtlich erklärt, gut strukturiert, kompakt und leicht verständlich.
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Wie fange ich an?
Das ist bei Hunden und Katzen unterschiedlich. Bei Katzen sollte man einzelne Fleischsorten mal antesten, welche davon sie annehmen – häufig kann man beim Metzger oder an der Fleischtheke kleine Mengen Herz, Muskelfleisch etc. bekommen und einfach mal der Katze anbieten.
Wird das Fleisch angenommen, kann man schon sehr bald dazu übergehen, ganze Mahlzeiten zu ersetzen bzw. anzubieten, vorzugsweise direkt im richtigen Verhältnis angemischt oder zunächst mit einem Komplettsupplement.
Bei Hunden sieht es etwas anders aus – da beginnt man zunächst mit einer Fleischsorte und erweitert langsam das Angebot.
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Rohes Fleisch, ist das nicht gefährlich?
Kommt drauf an, für wen. Generell haben Hunde und auch Katzen einen Verdauungstrakt, der auf rohes Fleisch ausgelegt ist – das bedeutet, dass sie mit eventuellen Keimen, mit denen Fleisch behaftet sein kann, recht gut fertig werden. Dennoch sollte man bei der Zubereitung und auch beim Einkauf auf ganz normale Küchenhygiene achten. Kranke Tiere und Tiere mit einem stark geschwächten Immunsystem sollte man das Fleisch zunächst leicht überbrüht anbieten.
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Auftauen und wieder einfrieren, ist das nicht ungesund?
Nein. Solange die Kühlkette nicht unterbrochen ist und das Fleisch nicht wärmer als ca. 4-8 Grad Celsius wird, ist das kein Problem. Es kann die Optik leiden, unter Umständen auch ein wenig der Geschmack, aber das Fleisch an sich verdirbt nicht.
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Was ist mit der Auftauflüssigkeit, muß ich die weggießen?
Nein! Die Auftauflüssigkeit ist nicht einfach nur Wasser. Es ist Flüssigkeit, die aus dem Fleisch austritt, also Gewebeflüssigkeit, voller Mineralien und Vitamine, sozusagen flüssiges Fleisch. Es ist sinnvoll und gut, diese Flüssigkeit mit zu füttern.
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Sind Knochen nicht gefährlich?
Ja und Nein. Gekochte Knochen sind gefährlich, denn sie sind hart und spröde, sie splittern. Ungekochte, rohe Knochen dagegen werden sehr gut verdaut, sie splittern auch nicht. Tragende Knochen sollten, egal von welchem Tier, allerdings nicht gefüttert werden, denn sie sind einfach zu hart. Am besten eignen sich Karkassen und Hälse von kleineren Tieren oder Brustbein, Knorpel, Gelenke und Schulterblätter von größeren Tieren zur Knochenfütterung.
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Was ist mit Bakterien und Würmern?
Immer wieder wird gerade bei Geflügel vor rohem Fleisch gewarnt wegen der angeblich so hohen Salmonellen-Gefahr. Zusätzliche Aufregung ergaben Testergebnisse, wonach Fleisch vom Discounter anscheinend überdurchschnittlich mit Bakterien belastet ist. Was aber viele nicht wissen, weil es oft verschwiegen wird – handelsübliches Trockenfutter oder Kauartikel sind mindestens genauso oft, wenn nicht sogar stärker, mit Bakterien, Milben, Pilz und sogar auch Salmonellen belastet. Generell gilt – der Verdauungstrakt eines GESUNDEN Hundes oder einer GESUNDEN Katze wird mit eventuellen Erregern durchaus fertig. Verarbeitet man das rohe Fleisch unter Beachtung ganz normaler Küchenhygiene-Regeln (Separate Schneidbretter und Messer für Fleisch, saubere Spülschwämme und Tücher usw.), besteht auch für uns Menschen kein Risiko, sich anzustecken. Fleisch von Tieren, die für den menschlichen Verzehr geschlachtet und freigegeben wurden, wird darüber hinaus auch ganz normal kontrolliert. Das Risiko von irgendwelchen Parasiten oder Würmern ist also nicht größer als bei unserem eigenen Schnitzel. Vorsicht ist geboten bei kranken Tieren und bei alten Menschen oder sehr kleinen Kindern im Haushalt – hier empfiehlt sich durchaus, erhöhten Hygieneaufwand zu betreiben oder auch das Fleisch zumindest zu überbrühen.
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Aber das ist doch alles so kompliziert!
Nein, ist es gar nicht. Wer sich nicht zutraut, mit Hilfe von Büchern und Internetquellen die Ration für seinen Hund /seine Katze zusammen zu stellen, kann sich Hilfe holen.
Mittlerweile gibt es in fast jeder Stadt oder Ort einen Barfshop – in vielen davon wird man auch recht gut beraten.
Außerdem gibt es immer mehr Ernährungsberater, die gegen ein Entgelt Pläne für Hunde und Katzen erstellen – mit umfangreichen Erläuterungen, Tipps und Hilfestellung inklusive. Leider ist die Berufsbezeichnung „Barfberater“ oder auch „Ernährungsberater“ bisher nicht geschützt, so dass man hier auch an schwarze Schafe geraten kann – genauso wie man an Barfshop-Mitarbeiter geraten kann, die nicht gerade viel Ahnung haben. Deshalb ein Tipp – erkundigt euch danach, ob und welche Ausbildung absolviert wurde.
Jeder Barfberater, der was auf sich hält, sollte die Barf-Broschüren von Swanie Simon kennen.
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Und was ist am Barfen so toll – oder ist das auch nur wieder eine Modeerscheinung?
BARF ist eigentlich ein ganz ursprüngliches Fütterungsmodell – bevor Fertigfutter überhaupt auf den Markt kam, war es mehr oder weniger üblich, seinen Hund sozusagen zu „barfen“ – oder zu bekochen. Man könnte also viel eher sagen, BARFen ist eine Rückkehr zu den Wurzeln.
Das Tolle an BARF ist, dass es ein Baukastenprinzip ist. Ich kann aus einzelnen Bausteinen für mein Tier die optimale Fütterung zusammenstellen, egal ob Allergiker, gesunder Junghund, mäkeliger Senior, Kurzhaar, Langhaar, chronisch krank, Sporthund, eher gemütlicher Diätkandidat – mit BARF kann ich alles. Ich kann abwechslungsreich füttern, auf unterschiedliche Anforderungen anpassen, liebevoll kredenzen oder einfach nur mal einen Knochen hinschmeißen.
Darüber hinaus habe ich die volle Kontrolle darüber, was in den Napf kommt – keine synthetischen Zusatzstoffe, keine Konservierungsstoffe, sondern frische, unbehandelte Zutaten. Ich muß mich nicht mehr fragen, ob Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse mit oder ohne Fell, Federn, Krallen sind, ich muß nicht mehr über Deklarationen brüten, ob der Fleischanteil jetzt auf Trockenmasse oder als Frischanteil gerechnet wurde…..
Es gibt natürlich auch Nachteile. Für die eigene Fertigpizza oder das Lieblingseis ist z.B. weniger Platz im Tiefkühlschrank…;-)
Vielen Dank liebe Gaby für deinen Gastbeitrag! Mehr Infos zu Gaby und ihrer Pfotenbar findet ihr auf ihrer Homepage oder auch auf Facebook!
*Affilate Link
Ich finde es zu schwierig, meine Katzen ausschließlich zu barfen und versuche es stattdessen mit hochwertigem Nassfutter und gelegentlichen Rohfleisch-Tagen. Für das genaue Dosieren der als Supplemente benötigten Mineralstoffe hatte ich mir zwar die Unterstützung der dubarfst-Community gesichert – ich bekam aber meine vertrackten Katzen nicht dazu, die Supplemente in ausreichender Menge zu akzeptieren. Die verschiedenen Komplett-Supplemente haben jeweils Vor- und Nachteile – müssen außerdem eingeschlichen werden und wurden von meinen mäkeligen Katzen nach einiger Zeit abgelehnt… Ich weiß nicht, wieviel Kilo Frischfleisch ich letztlich über die Mülltonne entsorgen musste – ich habe den Kampf ums Barfen definitiv gegen meine Katzen verloren.
Desillusionierte Grüße von Christina
Bei meinen Katzen fand ich es auch sehr schwierig. Gerade Komplett-Supplemente fanden sie auch nicht so toll 😉 Bei unsren Hunden gibt es dafür immer wieder Frischfleisch Tage und das ohne Probleme? LG Christina